Wissenswertes über Innovationen

Nachhaltigkeit im Innovationsprozess

Autor: Ralf Klädtke, VP & CTO, Transportation Solutions

Die Zukunft wird nachhaltiger werden. Regierungen, Unternehmen und Verbraucher suchen nach neuen Wegen im Kampf gegen den Klimawandel und um die natürlichen Ressourcen für eine bessere Zukunft zu erhalten. Fortschritte in der industriellen Technologie werden eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung dieser Innovationen spielen – durch die Produkte, die wir entwickeln, und die Methoden, die wir verwenden, um sie herzustellen.

 

Trotz dieses Bedarfs an nachhaltiger Innovation wird im 2023 Industrial Technology Index (ITI) von TE Connectivity festgestellt, dass es bei Ingenieuren und Führungskräften in den Unternehmen zu Abweichungen bei der Priorisierung von Nachhaltigkeit kommt. Bemerkenswert ist, dass die Mehrheit der Führungskräfte und Ingenieure Nachhaltigkeit befürwortet.

 

Allerdings haben wir ebenfalls festgestellt, dass ein nicht unerheblicher Anteil (11 %) der Führungskräfte Nachhaltigkeit als „nicht wichtig“ einstuft, während nur 2 % der Ingenieure diese Ansicht für ihr Unternehmen teilen.

Eine bessere Abstimmung zwischen Ingenieuren und Führungskräften hinsichtlich der Innovationsziele ist ein nachhaltiges Erfolgsrezept. Wenn es darum geht, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu priorisieren, kann eine bessere Anpassung den Unternehmen dabei helfen, wichtige Wachstumsbereiche wie erneuerbare Energien, Elektromobilität und den Bedarf an effizienteren Rechenzentren für das Internet der Dinge zu verfolgen. 

 

Tatsächlich sind dies drei der fünf innovativen Technologien, die von mehr als 75 % der Befragten in der ITI-Umfrage als Priorität genannt wurden. Genau wie die von uns befragten Unternehmen hat sich TE mit der Rolle der Innovation und der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen auseinandergesetzt.

 

Durch unsere Arbeit mit nachhaltigen Praktiken haben wir einige wichtige Schritte identifiziert, die dazu beitragen können, eine gesamte Organisation auf gemeinsame Ziele auszurichten und Nachhaltigkeit in den Innovationsprozess einzubinden.

Unsere Führungskräfte im Interview:

Herausforderungen bei der Förderung von Innovationen in der Technologie

Unsere Führungskräfte im Interview:

Herausforderungen bei der Förderung von Innovationen in der Technologie

Am Anfang steht ein Top-down-Engagement für Nachhaltigkeit

Als wir die Führungskräfte fragten, warum Nachhaltigkeit für ihre Unternehmen keine hohe Priorität hat, war die häufigste Antwort, dass sie zuerst andere Innovationsziele erreichen müssen. Aber wir glauben, dass Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen. Die Fortschritte, die eine bessere Zukunft schaffen, sollten auch die Umwelt schützen und positive Auswirkungen auf Gesundheit, Sicherheit und Gesellschaft haben. Dieses Engagement muss von den obersten Ebenen einer Organisation ausgehen und sollte die „Köpfe“ und „Herzen“ des Innovationsteams erreichen. Unsere Mitarbeiter und die Motivation unserer Teams bestimmen den Erfolg der Nachhaltigkeit.

 

Bei TE haben wir uns diese Mission zu eigen gemacht, indem wir unsere One Connected World -Strategie eingeführt haben, die Nachhaltigkeit in den vier Säulen unseres Unternehmenszwecks verankert: Eine sicherere, nachhaltige, produktive und vernetzte Zukunft zu schaffen. Wir haben diese Verpflichtung mit konkreten Zielen untermauert, darunter eine 40-prozentige Reduzierung der Treibhausgasemissionen aus Quellen, die von unserem Unternehmen kontrolliert werden (Scope 1), und der indirekten Emissionen aus eingekaufter Energie (Scope 2) bis 2030, eine 15-prozentige Reduzierung des Wasserverbrauchs an 30 Standorten bis 2025 und Partnerschaften mit wichtigen Lieferanten zur Verbesserung der Nachhaltigkeit unserer Lieferkette.

Automobilingenieure arbeiten im Forschungslabor an einem EV-Batterieverbindungssystem.

Der Weg zu einer grüneren, nachhaltigeren Zukunft.

Eine klare Strategie zur Förderung nachhaltiger Innovationen definieren

Obwohl die überwiegende Mehrheit der von uns befragten Ingenieure der Meinung ist, dass Nachhaltigkeit für ihre Unternehmen Priorität hat, sehen sie auch eine gemeinsame Herausforderung: 21 % der Ingenieure gaben an, dass es in ihrem Unternehmen keine klare Strategie für die Umsetzung nachhaltiger Praktiken gibt. Deshalb ist es entscheidend, ein Top-Down-Engagement, also ein Engagement von oben nach unten, mit spezifischen Methoden zu kombinieren, die Nachhaltigkeit in den Innovationsprozess einbetten.

 

Etwa 80 % der Treibhausgasemissionen während des gesamten Produktlebenszyklus werden in der Designphase festgelegt.1 Diese Erkenntnis hat uns dazu inspiriert, unsere Initiative „Design for Sustainability“ ins Leben zu rufen, die als Richtlinie für unsere Produktentwicklungsstrategie dient. Zu dieser Initiative gehört ein Product Stewardship Committee, das unser Unternehmen dabei unterstützt, Nachhaltigkeit über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg ganzheitlich zu betrachten – von den Rohstoffen und der Fertigung über die Verwendung des Produkts bis hin zu den Optionen für Wiederverwendung oder Recycling am Ende des Lebenszyklus.

 

Wir bieten außerdem Nachhaltigkeitsschulungen für alle Ingenieure und eine so genannte Engineering Toolbox mit Daten, Ressourcen und Prozessen, an denen sie sich orientieren können, um Nachhaltigkeit zu einem grundlegenden Bestandteil jedes neuen Designs zu machen.

Nachhaltigkeitsstrategie – Ergebnisbericht 1

Wert auf die Verwendung von nachhaltigen Materialien legen

Die für die Fertigung eines Produkts verwendeten Materialien spielen eine wichtige Rolle für seine Nachhaltigkeitseigenschaften. Wir haben festgestellt, dass 70–90 % der gesamten THG-Emissionen eines Unternehmens indirekte Emissionen sind, die in der Wertschöpfungskette entstehen (Scope 3). Darüber hinaus stammen die meisten Scope 3-Emissionen aus der Materialbeschaffung. Die Wahl der Materialien und Lieferanten ist daher eine entscheidene Stellschraube zur Verbesserung der Nachhaltigkeit.

 

Unsere Engineering Toolbox bei TE enthält Ressourcen, die Ingenieuren bei der Auswahl aus einer genehmigten Liste von nachhaltigen Materialien und Lieferanten unterstützen. Wir verwenden zum Beispiel viele Kunststoffharze in unseren Steckverbinderprodukten und haben festgestellt, dass nachhaltigere Harze im Vergleich zu herkömmlichen Harzen eine Reduzierung der gesamten CO2-Emissionen um 35 %–55 % ermöglichen. Inzwischen haben wir mehr als 50 Kunststoffharze mit reduzierten CO2-Emissionen validiert, aus denen unsere Ingenieure wählen können, um die Nachhaltigkeit zu fördern. 

 

Ein weiterer wichtiger Schritt besteht darin, das Gewicht der von uns verwendeten Materialien zu reduzieren, indem wir uns auf Produktinnovation und Miniaturisierung konzentrieren. Mit unseren hochentwickelten Simulationswerkzeugen können unsere Ingenieure die Leistung kleinerer, leichterer Designs effektiv modellieren und so innovative Ideen testen. 

Kontinuierliche Verbesserung der Nachhaltigkeit

Nachhaltige Innovation ist nicht auf das Produktdesign beschränkt. Unternehmen können ihre Teams dazu inspirieren, die Nachhaltigkeit kontinuierlich zu verbessern und neue Produktionsprozesse zu erforschen, welche die Treibhausgasemissionen ihres Betriebs reduzieren. Bei TE haben wir beispielsweise die Abfallreduzierung als Bestandteil unserer Engineering Toolbox aufgenommen. Diese Einstellung hat uns geholfen, eine Methode zu entwickeln, mit der wir überschüssiges Harz, das bei der Herstellung von Steckverbindern anfällt, wieder zerkleinern und für die Herstellung weiterer Komponenten verwenden können – und so den Abfall auf nahezu Null reduzieren.

 

Innovative neue Prozesse können auch Produkte zur Folge haben, mit denen Sie sich von der Konkurrenz abheben. Kürzlich haben unsere Ingenieur- und Betriebsteams gemeinsam die GreenSilver-Kontaktoberflächentechnologie für Steckverbinder entwickelt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Beschichtungstechnologien wird bei dieser Methode das Silber trocken auf ausgewählte Teile von Steckverbindern aufgebracht, was zu einer Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen um 35 % sowie zu einer Reduzierung des Wasserverbrauchs bei der Fertigung um 99 % führt.

 

Diese Komponenten unterstützen das Engagement für Nachhaltigkeit von TE und helfen Kunden wie Herstellern von Elektrofahrzeugen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, indem sie den Verbrauch von Metallen, Energie und Wasser in ihren Lieferketten reduzieren. 

Nachhaltigkeit ist eine Teamleistung

Wie die Innovation selbst wird auch die Verbesserung der Nachhaltigkeit von Teams und insbesondere von der Motivation der Mitarbeiter eines Unternehmens vorangetrieben. Folglich werden Unternehmen, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, wahrscheinlich mehr Talente anziehen und innovativer, wettbewerbsfähiger und dementsprechend erfolgreicher sein.

 

Ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit von der obersten Führungsebene und die kontinuierliche Verbesserung der Nachhaltigkeit durch motivierte Teams sind der Schlüssel für die Einbettung der Nachhaltigkeit in jeden Schritt der gesamten Wertschöpfungskette, einschließlich des Betriebs. Diese enge Zusammenarbeit sollte sich auch außerhalb des Unternehmens fortsetzen, indem Lieferanten und Kunden einbezogen werden, um sich auf Innovationen zu konzentrieren, die den Anforderungen des Marktes in Bezug auf Leistung, Nachhaltigkeit und Preis entsprechen. Mit diesem gemeinsamen Ansatz in puncto Nachhaltigkeit können Industrietechnologie-Unternehmen ein gemeinsames Ziel verfolgen –  nachhaltige Innovationen zu liefern, die die Welt verbessern.

Über den Autor

Ralf Klädtke, VP & CTO, Transportation Solutions

Ralf Klädtke

Ralf Klädtke ist Vice President und Chief Technology Officer (CTO) für den Geschäftsbereich Transportation Solutions bei TE Connectivity. Er ist verantwortlich für die Entwicklung von Innovationen, Wachstumsplänen und Portfolio-Investitionen für den Bereich Transportation Solutions sowie für die Erstellung der Technologie-Roadmap dieses Geschäftsbereiches. Ralf wurde im April 2021 in diese Position berufen und verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Technik und in Führungspositionen bei globalen Technologieunternehmen. Er ist ehemaliger Hauptmann der deutschen Luftwaffe und war auch bei der Deutschen Raumfahrtagentur (DARA/DLR) und bei MAN Technologie tätig, wo er am X-38 Mannschaftstransportfahrzeug arbeitete.

Zitate

1 „Product Sustainability: Back to the Drawing Board,“ McKinsey & Company, Februar 2022